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Wie mir die Welt begegnet

Borsaiolo romana​

Colloseum - ©️ By Schau.bar

Colloseum – ©️ by Schau.bar

2007 ging die Reise in den Herbstferien gen Rom. Das Töchterlein wollte lieber nicht mit den Eltern in Urlaub – sie wusste nicht, dass es ausnahmsweise mal nicht zum Wandern nach Südtirol gehen sollte. Dieser boshafte Erzeuger hatte nämlich den Plan im Auge nach Rom zu fliegen. Ätsch, wer vorher nicht fragt, für den wurde nichts gebucht. Demnach flogen Mutter und Vater nach ‚Bella Roma‘.

Rom, die Stadt von Caesar, Cicero und „De Bello Gallico“, der Lateinunterricht von vor 35 Jahren erwachte. Eine ungeheuer beeindruckende Stadt, für Unwissende die Stadt der Trümmer, für „Wissende und Menschen mit großem Latinum“ ein Füllhorn der Geschichte.

Es gibt allerdings auch Dinge in Rom, die im Lateinunterricht nicht erwähnt wurden. Panem et circenses wurde erwähnt, aber borsaiolo romani wurden nicht erwähnt.

Wir saßen am Colloseum und beschlossen zum Hotel zurück zu fahren. Die U-Bahn Station war vor der Nase. Das Bahnticket aus dem Geldbeutel, der in der vorderen, rechten Hosentasche steckte, kurz geholt und zum Bahnsteig. Kurz bevor die Waggons einfuhren drängelte sich ‚so ein Idiot‘ vor mich, um vor mir einzusteigen. Dann stolperte der Idiot beim Einsteigen aus unbegreiflichem Grund.

Wir stiegen ein, aber diese kleinen Hinweise hatte mein Unterbewusstsein alarmiert. Da war noch eine Frau mit einer Einkaufstasche in schickem Plastik. Irgendwie fühlte ich an der rechten Tasche vorne der Jeans etwas, ein Griff – Geldbeutel weg!!! Schreck lass nach!!! Im Kopf rattert es, da steigt der Stolperer plötzlich, bevor die Türen schließen aus – ich hinterher. Eingabe meines Extrasinns. Die U-Bahn inkl. Ehefrau fuhr weg, sie hatte keine Ahnung, was geschehen war.

Bahn weg und ich vor dem Taschendieb – ohne Kenntnisse in Italienisch. Ich sagte dem Dieb mit Händen und Füßen, dass ich meinen Geldbeutel zurück haben wolle – er hat nichts verstanden. Also rief ich den Mann der Security, der zufällig am Bahnsteig stand laut an, er kam heran und ich konnte mich mit Gesten verständlich machen. Wir gingen in den Eingangsbereich der Station und man rief die Polizia. Soweit prima. Ich hatte keine Ausweise, kein Geld und die Frau war weg, sie ohne zu wissen, was geschehen war.

Die Polizei kam in zwei Versionen. Die Carabinieri und zwei Kommissarios – niemand sprach englisch. Ein junger Mitarbeiter der U-Bahn sprach etwas englisch, der musste übersetzen. Der Dieb wurde gefilzt – ohne etwas zu finden. Mir war klar, dass er die Beute sofort an jene Frau mit der Einkaufstasche weiter gereicht hat. Die sehr schwere Konversation mit dem Commissario brachte, dass ich erklären konnte, was gelaufen war. Meine Frau war mittlerweile aufgetaucht und ich konnte mich erklären. Gut, denn plötzlich hatte ich wieder Geld und Spielraum. Lächerliche Erkenntnis.

Dann ging es zum Kommissariat. Der Dieb in die „grüne Minna“ auf Plastikbestuhlung hinter Gitterabtrennung und wir mit den Commissarios im Fiat der Beamten. Klar wurde, dass es einen Wettbewerb gibt, welcher Wagen zuerst ankommt. Also ging es mit Blaulicht und Sonderzeichen und mit einem fast aus dem Fenster fallenden Beamten in Höchstgeschwindigkeit zur Dienststelle. Unser Wagen hat verloren, was ich nicht verstehe, denn der Fahrstil war einem echten Katastrophenfall angemessen. In der Dienststelle verstand niemand wirklich englisch, aber egal. Es wurde ein Protokoll aufgenommen und wir wurden zur Gerichtsverhandlung am nächsten Tag freundlich eingeladen. Der Dieb hatte bereits einZimmer für die Nacht bekommen und die Polizisten schienen glücklich, dass ich eine klare, sichere Aussage machen konnte. Endlich muss der Kerl in Knast!

Das Angebot, dass wir ins Hotel zurück gefahren werden, lehnten wir gerne ab – die gerade absolvierte Fahrt hat tiefgreifende Eindrücke hinterlassen.

Gelernt: Taschendiebe sind unglaublich geschickt – fast wäre mir der Diebstahl nicht aufgefallen – aber nur fast! Auf die Wertgegenstände unbedingt achten, Kette an Geldbeutel und Gürtel kann helfen.

Eine ganz besondere Erfahrung mit Bella Roma, aber es ist eine tolle Stadt, trotz des großen Aufwands zur Beschaffung von Ausweis, Führerschein, Kreditkarten usw.

 

 

 

 

 

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